Festveranstaltung für Reiner Kunze anlässlich seines 80. Geburtstages
von Lutz Fischer
Die Konrad-Adenauer-Stiftung hatte am 28. November 2013 zu dieser besonderen Ehrung eingeladen. Im Auftrage der Präsidentin, Frau Prof. Dr. Ilse Nagelschmidt, nahm ich als offizieller Vertreter des Freien Deutschen Autorenverbandes daran teil.
Reiner Kunze, Ehrenmitglied unseres Verbandes, feierte bereits am 13. August 2013 seinen 80. Geburtstag. Die besondere Ehrung durch die Konrad-Adenauer-Stiftung im restlos überfüllten Saal gestaltete sich zu einer hochkarätigen Veranstaltung mit namhaften Vertretern aus Politik, Kultur und Medien, darunter Prof. Dr. Norbert Lammert, Präsident des Deutschen Bundestages, Prof. Dr. Bernhard Vogel, ehemaliger Ministerpräsident von Thüringen und Ehrenvorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung, Ex-Bundespräsident Horst Köhler mit Gattin, Friede Springer sowie die Autoren Lutz Rathenow und Doris Liebermann. Entschuldigt hatten sich die alten Weggefährten Wolf Biermann und Günter Kuhnert.
Reiner Kunze wurde 1933 in Ölsnitz im Erzgebirge als Sohn eines Bergarbeiters geboren, gerade einmal sechs Monate nach der Machtergreifung durch die NSDAP. Er studierte Philosophie und Journalistik in Leipzig. Kunze erlebte zwei Diktaturen, den NS-Staat und den SED-Staat, und wagte den Widerstand gegen das SED-Regime.
Das bedeutendste literarische Werk aus der Frühzeit seines Schaffens ist der Roman „Die wunderbaren Jahre“, in dem er die authentische soziale und psychische Lebenssituation von Jugendlichen in der DDR schildert. Das Buch erschien 1976 in der Bundesrepublik Deutschland, was dazu führte, dass Kunze aus dem Schriftstellerverband der DDR ausgeschlossen wurde. Aufgrund seiner unerbittlichen Kritik an den Lebenverhältnissen in der DDR reiste er 1977 aus.
In seiner Begrüßungsrede wies Prof. Lammert auf die hohe Wertschätzung hin, die Reiner Kunzes literarisches, insbesondere auch sein lyrisches Werk genießt, und betonte seine Zivilcourage, die sich in seinem gesamten Schaffen widerspiegelt.
Anschließend las der Autor 15 ausgewählte Gedichte aus den Jahren 1950 bis 2012, die von den Zuhörern mit tosendem Beifall gewürdigt wurden.Von ganz großer Bedeutung ist für ihn das folgende, unmittelbar nach seiner Aussiedlung aus der DDR entstandene Gedicht:
IN SALZBURG, AUF DEM MÖNCHSBERG STEHEND
nach der Ankunft in Europa
Wiederzukehren
hierher, können von nun an mich hindern
armut nur, krankheit
und tod
im kupferlaub der dächer geht der blick
den abend ab
Heimat haben und welt
und nie mehr der lüge
den ring küssen müssen
Prof. Vogel hob in seiner Würdigung noch einmal die Dichterpersönlichkeit des Autors hervor und verwies auf das Leitmotiv des Autors Reiner Kunze „Dichter dulden keine Diktatoren neben sich“. Er ergänzte einige seiner Lebensdaten, insbesondere die Zeit seines Wirkens in der DDR und die Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Literatur um Lutz Rathenow, Udo Scheer und Jürgen Fuchs in Greiz. In Würdigung seines dortigen Schaffens verlieh ihm die Stadt Greiz 1995 die Ehrenbürgerschaft. Reiner Kunze ist Mitglied des P.E.N. sowie mehrerer Akademien, Ehrendoktor der TU Dresden und Träger des Bundesverdienstkreuzes sowie zahlreicher Literaturpreise. Hervorzuheben ist besonders der Georg-Büchner-Preis, der ihm 1977 verliehen wurde; die Laudatio hielt Heinrich Böll. Reiner Kunze lebt seit Herbst 1977 in Obernzell-Erlau bei Passau.
Ein literarischer Leckerbissen war das anschließende Podiumsgespräch mit Dr. Matthias Buth, Schriftsteller, Marko Martin, Schriftsteller und Publizist, Prof. Dr. Dirk von Petersdorff, Schriftsteller und Professor für Neuere Deutsche Literatur an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, sowie Nils Theben, Juniorbotschafter des Deutsch-Französischen Jugendwerks. Die Moderation hatte Maike Albath, Literaturkritikerin, Autorin und Journalistin.
Zum Abschluss überreichte Prof. Vogel das Buch „Dichter dulden keine Diktatoren neben sich“, in dem vierzig Freunde und Weggefährten des Dichters für ihn geschrieben haben.
Ich hatte am Ende der Veranstaltung noch die Gelegenheit, ein paar persönliche Worte mit dem Ehrenmitglied unseres Verbandes Reiner Kunze zu wechseln, und überreichte ihm hierbei eine Karte mit den Glückwünschen der FDA-Präsidentin, Frau Prof. Dr. Ilse Nagelschmidt, sowie der ersten Vorsitzenden des FDA-Landesverbandes Berlin, Inge Beer; beide waren an diesem Tag leider verhindert. Mit sichtbarer Freude bedankte sich der Jubilar.